Donnerstag, 28. Januar 2010

Keep flying!

Joss Whedon hat bereits mit Buffy Maßstäbe im Bereich der Serien gesetzt. Eine total schräge Story trifft auf ein Netzwerk von Protagonisten, dazu viel Drama und: Bang! Der Rest ist Geschichte. Sieben Staffeln lang hat die Geschichte um Buffy und ihre Clique Fernsehzuschauer begeistert. Der Clou dabei: Jede Folge gab's ein neues Monster of the Week, das aber eigentlich nur als Schauplatz für das eigentliche Theater diente. In Wahrheit geht's in dieser Serie um die Protagonisten, deren Gefühle und Zusammenspiel. Das Monster of the Week fungiert hier häufig als Trigger für die relevanten dramatischen Konflikte und sorgt so dafür, dass es nie langweilig wird. Klar gibt es dann noch den großen, alles umspannenden Plot, der sich durch eine Staffel und auch darüber hinaus spinnt.

Ich war auch ein großer Fan von The O.C., aber was mir bei diese feinpolierten Bonzenkids fehlt ist eine spannende Kulisse. Da reicht ein steinreicher Großvater und dessen Verwicklungen in Korruptionsaffären (und schließlich im Tod enden "Hallelujah") nicht aus, um bei mir ein anhaltendes Interesse zu wecken. Ewig die gleichen Konflikte ausgegraben, gähn, oh schon wieder ein Undergroundkid, das Merissa abfüllt. Nach Staffel 2 war das Thema für mich durch und ich hab nur noch sporadisch das Leben der Clique von 90210, pardon The O.C. verfolgt.

Halten wir fest: Großes Drama ist klasse, braucht aber eine spannende fortlaufende Geschichte, um über zwei Staffeln hinaus zu begeistern.

Ironischerweise hatte die Serie, um die sich dieser Artikel drehen soll, genau das: Eine wahnsinnig spannendes Cast und eine wunderbare Weltraum-Western Geschichte. Und dennoch war nach der 14. Folge der ersten Staffel Schluss. Selbst Schuld, wenn man so eine unmainstreamige Serie produziert... ja, leider wahr. Dennoch möchte ich diesen Artikel nutzen, um meine neue Lieblings-SciFi Serie zu bauchpinseln:

FireflyIn Firefly geht es um die Besatzung der Serenity, einem Schmugglerschiff der Firefly Klasse. Neben dem Captain Mal und seinem ersten Maat Zoë, ihrem Ehemann, dem Spitzenpiloten Wash und der Schiffsmechanikerin Kaylee werden in der ersten Folge gleich alle weiteren Charaktere eingeführt. Die Wahl und die Konstellation der Charaktere wird durch die Pilotfolge wunderbar inszeniert. Shepherd Book und der Arzt Simon wollen eigentlich nur eine Passage buchen, doch der Flug erweist sich als problematischer als angenommen und spitzt sich perfekt zum Höhepunkt der Eskalation zu. Eingepfercht in dem begrenzten Raum eines Raumschiffes lernen die Charaktere, sich miteinander zu arrangieren. Das gelingt zwar eher schlecht als recht, aber genau das wollen wir, die Zuschauer, ja auch! So sind von vornherein viele Konfliktherde installiert, aber dennoch ist die Gruppe zusammengeschweißt, durch die Bedrohung durch die Allianz. Perfekt!

So viel zu unseren "Helden", doch worum geht's sonst?
Die Menschheit hat sich, nachdem die alte Erde vor Übervölkerung kurz vor'm Platzen stand, in einem Sonnensystem breit gemacht, in dem es einen ganzen Haufen an Planeten und noch mehr Monden gibt. Nach der Terraformung und Besiedlung bildeten sich kurzerhand verschiedene politische Lager: Die autoritäre Allianz, die die inneren Planeten beherrrscht und die äußeren Welten, in denen der Rest ein unbeschwertes und vor allem relativ freies Leben führt. Die Serenity ist ein Schmugglerschiff, ihr Captain und erster Maat haben im Krieg gegen die Allianz gekämpft und verdienen ihren Lebensunterhalt durch kriminelle Jobs, immer auch, um der Allianz eins auszuwischen. Eine der spannendsten Protagonisten ist River, ein hyperintelligentes Mädchen, das von der Allianz geheimen Experimenten unterzogen wurde. Nachdem ihr Bruder, der Arzt Simon sie befreien konnte, sind sie nun auf der Flucht, zumal ein verlockend hohes Kopfgeld auf beide ausgesetzt wurde. Langsam und gut dosiert erfährt der Zuschauer immer mehr über dieses seltsame Mädchen. Es ist unglaublich spannend zu erfahren, welches Geheimnis River birgt. Auch der Shepherd, ein Priester, scheint nicht das zu sein, was er vorgibt... Oh, und da gibt's natürlich noch Inara, eine registrierte Companion (also eine professionelle Edel-"Begleitung"), die mit der Serenity reist, um auf den verschiedenen Welten ihre hochrangigen Klienten zu umsorgen. Sie und der Captain sind natürlich... ach, findet's selbst raus ;)

14 Folgen lang erlebt man mit der Besatzung der Serenity spannende Abenteuer, deren Aufhänger häufig einer der krummen Jobs ist. Die Geschichten werden dabei mit viel Witz, abwechslungsreichen Ideen und spannenden Konflikten erzählt. Dazu kommt, dass der Stil vor allem in den äußeren Welten sehr stark an klassische Western erinnert. Die Kleidung, die Planeten und Siedlungen, selbst die Waffen könnten direkt aus Zwei Glorreiche Halunken geklaut sein. Ein Detail, das mir persönlich sehr gut gefällt. Ich mag auch Tatooine, den Heimatplaneten von Luke und Anakin. Diese Mischung aus Science Fiction und low-tech Western hat einen ganz besonderen Reiz, der das Gefühl für die Welt einfacher und greifbarer macht.

Der Unterschied zu vielen anderen SciFi Serien ist, dass es keine Außerirdische gibt. Es gibt nur Menschen und die ganze Scheiße, die passiert ist von Menschen gemacht. Ok, da sind die Reaver, wilde und kannibalistische Menschen, die die äußeren Welten tyrannisieren und in den inneren Planeten nur als Ammenmärchen gelten. Aber ansonsten ist da keine fremde Macht, keine fremdartige Bedrohung, sondern nur machtbesessene und sadistische Verbrechersyndikate, das repressive Regime der Allianz und jede Menge lose Siedlungen, die mit ganz besonderen Eigenarten aufwarten. Das 'Verse, wie das Universum der Serie genannt wird, ist bunt und granatenstark!

Leider wurde die Serie mitten in der ersten Staffel von FOX abgesetzt. Tragischerweise gibt es wohl keinen Platz für so ein Konzept, sodass nach Folge 14 einfach Schluss ist, ohne Auflösung, ohne befriedigendes Ende. Glücklicherweise hat Joss Whedon sich dann dazu entschlossen, die losen Handlungsstränge in einem Kinofilm aufzulösen und der Serie somit ein ehrenhaften Abschluss zu ermöglichen. Der Film Serenity geht dabei insbesondere auf River ein und erzählt ihre Geschichte.

Take my love, take my land
Take me where I cannot stand
I don't care, I'm still free
You can't take the sky from me
Take me out to the black
Tell them I ain't comin' back
Burn the land and boil the sea
You can't take the sky from me
There's no place I can be
Since I found Serenity
But you can't take the sky from me...