Dienstag, 21. Juli 2009

Schlotzen & Kloben

Raumanzüge & Räuberpistolen

Ja, was soll ich sagen? Es gab vor kurzem eine Lesung in Berlin, ein Kumpel hat dort einen eigenen Text vorgelesen, ich war nicht da und jetzt ist's im Netz zu hören. Die Geschichten der drei Vorleser sind super und haben mir extrem viel Spaß gemacht.

sie über sich (aus der Homepage):
"Diese Texte sind cholesterinhaltig, Fantasy-affin und voll mit Science-Fiction-Sacharin. Kleine Form, Henkeltasse, vom Roman bis zum Vierzeiler, ziwschendurch ein Esspresso, denn das Koffein hält die düsteren Grotesken den ganzen Albtraum lang wach. Texte, die so lange im Genretopf, jeder findet sein Deckelein, schmoren, bis sie anders sind.

So wie das dicke Kinde mit der fettverschmierten Brille. Wie eine Hummel, die keine Kiemen hat. Wie Elektrifizierung und Sowjetmacht. Wie die kleine Luise, die in der Stadt ohne Namen aus dem Ballparadies abgeholt werden möchte. Eben anders als die anderen."

Hier der Link zum Anhören!!!


Sonntag, 19. Juli 2009

Schräger als Fiktion

Ich mag es, wenn ein Film mich unerwartet förmlich umhaut. Und das war bei Stranger Than Fiction der Fall. Vorgeschichte: Äußerst schlechten Film angefangen, nach 20 Minuten abgebrochen aus Angst zu verdummen, Alternative gesucht und gefunden. Der vorangehende Film war Idiocracy, eine Komödie über eine in der Zukunft geistig degenerierte Gesellschaft. Nun ist der Film kaum komisch (hin und wieder haben wir gelächelt) und driftet mit der Zeit ins übertrieben alberne ab. Scheiß Film, aber das ist ja hier gar nicht das Thema.

Stranger Than Fiction stammt aus dem Jahr 2006 und ich würde es als Hybrid aus Tragikkomödie, Drama und Liebesfilm bezeichnen. Marc Foster, der uns schon das bezaubernde Finding Neverland beschert hat, führt Regie und erschafft damit einen Film, der vor schönen Momenten nur so strotzt.

Worum geht es? Harold Crick ist ein saumäßiger Langeweiler. Er arbeitet bei der Steuerbehörde und sein Leben ist eine einzige Aneinanderreihung von geplanten Routinen, ohne Abweichung, ohne Abwechslung. Freunde, Beziehnungen, all das hat in Harold's geordnetem Leben keinen Platz. Das ändert sich, als er plötzlich eine Erzählerstimme in seinem Kopf hört, die sein Leben kommentiert, als wäre sein Leben ein Roman. Daraufhin soll sich für Harold alles ändern.

Will Ferrell, den ich bisher eher in die Blödel-Ecke zu Adam Sandler & Co gesteckt habe, spielt den tragischen Protagonisten Harold. Er macht das so gut und passend, dass Will Ferrell auf meiner Beliebtheitsskala einige Treppchen hochgestiegen ist.
Es treten noch eine Handvoll weiterer Charaktere auf, allesamt sehr gut besetzt. Maggie Gyllenhaal, das neue Love-Interest im aktuellen Batman Film, ist mir hier - im Gegensatz zu The Dark Knight - durchweg positiv positiv aufgefallen. Sie spielt eine rebellische Bäckerin, bei der Harold eine Steuerprüfung machen soll und er verliebt sich natürlich in sie. Im Verlauf des Films fragt er einen Literaturtheoretiker, gespielt von Dustin Hoffman, der eine gewohnt solide Leistung abgibt, um Rat.

Damit ich jetzt nicht wild rumspoilere, gehe ich mal nicht weiter auf die Story ein. Die Geschichte ist unheimlich abgefahren, lustig und skurill. Das Sehen wird zum reinsten Vergnügen und selbst das Ende steht dem gesamten Film in nichts nach. Man will, dass aus der Langeweiler-Raupe ein bunter Spaß-Schmetterling wird!

"Harold Prick verdient ein Happy End. Punkt."

Insgesamt ist es ein von vorne bis hinten überzeugender Film, mal was erfrischend anderes aus der Hollywood-Unterhaltungs-Maschinerie, die sonst fast täglich den selben Action-Rotz ausspuckt.

Electric Fence Story

Hier mal ein Geheimtipp aus der Sparte 'Kurzfilme':

Little Miss Sunshine

Ein schriller VW-Bus vollgepackt mit guter Laune und Lebensfreude!

In Little Miss Sunshine geht es um eine Durchschnittsfamilie aus dem Süden Amerikas, eigentlich um das jüngste Mitglied und seinem Traum, Schönheitskönigin zu werden. Die Figuren dieses kammerspielartigen Films sind allesamt klischeehafte Archetypen, die so überspitzt dargesstellt werden, dass mensch schon ab der ersten Minute dieses Films weiß, dass diese Charaktere auf kurz oder lang aneinander geraten werden.
Da gibt es den Familienvater Richard, der so durch und durch vom Willen zu gewinnen besessen ist, dass er gar nicht merkt, wie verletzend das auf seine Umwelt wirken kann. Gerade gegenüber dem (vermeintlichen) "Loser"-Bruder seiner Frau baut er beim Zuschauer eine derartige Antipathie auf, dass es schon fast unangenehm wird. Der Bruder selbst kommt nämlich, nach einem Versuch sich das Leben zu nehmen, gerade aus dem Krankenhaus. Dwayne ist ein pubertierender Junge, der unheimlich von seiner Familie angekotzt ist. Er ist von allem und jedem genervt und hat daher vor einiger Zeit beschlossen, nicht mehr zu reden. Sein einziger Antrieb ist es, Kampfflieger für die Air Force zu werden. Der Kokain-abhängige Vater von Richard ist ein eher unkonventioneller Typ, der noch ein letztes Mal das Leben und all seine Ausprägungen genießen möchte. Tja, und das macht er mit Kokain. Außerdem trainiert er Olive, die junge Hauptprotagonistin des Films.

Olive ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie ist kess, intelligent und sehr offen. Zudem hat sie den Traum eines jeden jungen 08/15 Teens, nämlich den, eine Schönheitskönigin wie im Fernsehen zu werden. Dafür übt sie, dafür lebt sie. Dass sie in den Augen der Mehrheit wohl nicht über die äußere Erscheinung einer Schönheitskönigin verfügt, interessiert sie nicht und auch sonst niemanden in der Familie. Warum auch?

Genau diese Prämisse ist es, die den Film meiner Meinung nach so sehenswert macht: Obwohl Olive ein pummeliges Mädchen mit viel zu dicker Brille ist, nimmt sie an einer dieser schrecklichen amerikanischen Schönheitswettbewerbe teil. Und die gesamte Familie unterstützt sie dabei.

Gemeinsam in einem gemieteten VW-Bus (ja genau, so ein Hippie-Bus!) geht's auf eine 2-tägige Reise zum Austragungsort des Wettbewerbs. Eingepfercht auf den engen Raum eines VW-Busses geraten die Charaktere schnell aneinander. Nacheinander werden hier Konflikte aufgebaut, eskaliert und wieder aufgelöst. Die gesamte Reise ist auch für den Zuschauer eine Reise mit urkomischen und fast schon absurd lustigen Szene, aber auf der anderen Seite auch mit absolut dramatischen Höhepunkten, in denen Träume zerschmettert und Beziehungen auf die Probe gestellt werden.

Dem Regisseur und den Schauspielern gelingt es, den Zuschauer mit auf einen abwechslungsreiche Reise zu nehmen, die zeigt, wie schön das Leben ist.

Ob Olive dann letztlich den bescheuerten Schönheitswettbewerb gewinnt oder nicht, interessiert zu keinem Zeitpunkt des Films. Viel wichtiger ist die Entwicklung, die diese zersplitterte Familie durchmacht.

Alles in Allem ein wunderschöner Film mit viel Witz und Tragik, bei dem man am Ende mit einem Lächeln im Gesicht den Fernseher ausschaltet!

Lange Pause... aber nu' geht's weiter!

Sorry an alle, die diesen Blog lesen und in den letzten Monaten auf einen aktuellen Artikel gewartet haben. Ich hatte kurzzeitig keine Lust und Zeit mehr. Aber jetzt soll's weiter gehen. Neben dem Teil III meiner Batman Retrospektive gibt's noch weitere Rezensionen u.a. von Waltz with Bashir, Little Miss Sunshine und Fallen Angels.

Also, viel Spaß weiterhin und möge die Macht mit euch sein! :)